REISEfieber I Frühjahr-Sommer 2022

- 124 - REISEfieber Straßennamen sind eindeutig arabischer Herkunft und da Malta bis ins Jahr 1964 eine britischeKoloniewar, ist dieVerständigungmit den Maltesern und den Gozitanern auf Englisch problemlos möglich. Und das Telefonhäuschen darf wohl schon allein aus nostalgischen Gründen als Kartentelefon auch im Smartphonezeitalter fortbeste- hen. Übrigens: Das kleineVolkskundemuseumdirekt neben derTele- fonbox verschafft Interessierten einen liebevollen Einblick in den ein- zigartigen Kulturmix. Eine echte Herausforderung für Kletterer Vorbei an der Kapelle des Heiligen Dimitri folgen wir einemwil- den, mit Zistrosen und Ginsterbüschen gesäumten Pfad Richtung zerklüfteter Küste. Ausgewaschene Kalksteinwege führen an dem haarsträubend steil abfallendenKlippenrand beiWied-al-Mielah ent- lang, wo ein weiteres kapitales, mindestens 50 Meter hohes Felstor aus dem Meer aufragt. „Das Tor ist bei Kletterern äußerst beliebt. Anscheinend ist es stabiler als das ,AzureWindow‘ und hält noch ein paar tausend Jahre durch“, hofft Dietmar Treptow, ein deutscher Auswanderer, der sämtliche Wanderrouten wie seine Westentasche kennt und sogar schon eigene Wanderführer geschrieben hat. Der breite Rücken des Bogens ist von jedermann übrigens problemlos zu begehen. Unsere Route folgt zunächst weiter der Küste, bringt uns wenig später wieder südwärts bergan ins Inselinnere, um uns dann wieder steilbergab zu den Salzpfannen der Qbajjar-Bucht zu leiten. Es muss eine irreArbeit gewesen sein, die unzähligen kleinen Bassins nur mit einfachemWerkzeug undMuskelkraft zu erschaffen. Schäf- chenwolken spiegeln sich auf der glänzenden Oberfläche der nur handbreit mit Salzwasser gefüllten Becken. ImHochsommer werden die – wie ein unregelmäßig angeordnetes Schachbrett angelegten – Pfützen schon nach wenigenWochen abgeerntet. Ein kurzer Fußpfad endet in einer Grotte direkt imKüstensaum. Der Souvenirladen in Formeiner alten Fischerbehausung ist sehens- wert: Das frisch gewonneneMeersalz wird hier in kleinen Stoffbeu- teln angeboten und ist ein tollesMitbringsel. Direkt an der Uferstraße weist eine schlichteMetallplakette auf Nicky Farrugias Fabelrekord hin. Der Malteser stieg hier am 28. Juli 1985 aus demWasser, nach- demer dieDistanz von 97Kilometern vonSizilien aus in nur 30Stun- den und 17 Minuten ohne Unterbrechung durchschwommen hatte. AmEnde der Bucht – kurz vor unseremEtappenziel inMarsalforn – ragenmonumentaleweiße Felsen aus demMeer. Direkt an der Straße, in einer der windgeschützten Felsnischen, werden an einemmobilen Kiosk frische Salate, lecker belegte Pizzen und günstigesBier verkauft. Die kippligen Stühle, das Plätschern des Meers: Dieser Ort ist pure Meditation. EinBierchengeht noch–und als derKochuns schließlich ein Taxi bestellt, ist es fast schon dunkel. Startpunkt „Rabat“ Die zweite Tour unseres „Coastal Walks“ starten wir in Victoria, der Hauptstadt Gozos. Die Gozitaner nennen die Hauptstadt meist beim alten arabischen Namen „Rabat“. Die Stadt ist ein Kleinod mit dem quicklebendigen Markt It-Tokk. In den engen gewunde- nen Gassen findet man alles, was das Herz begehrt: frischen Fisch, pikanten Ziegenkäse und fruchtigenWeißwein, aber auch traditionel- le Handwerkserzeugnisse aus Olivenholz, Fischernetze und Strick- waren sowie urige Kneipen und kleine Restaurants, in denen man die kulinarischen Leckerbissen der Insel genießen kann. Mit dem 2 1 3 4 1: In Marsalforn im Norden Gozos stehen die anbran- denden Wellen direkt in die Bucht. 2: In der angrenzen- den Obajjar-Bay ist Schwimmen verboten, denn die star- ke Brandung an demFelsstrand ist unberechenbar. 3: Das Aquädukt nahe der Hauptstadt Victoria ist noch sehr gut erhalten. 4: Ein beliebtes Souvenir sind handbemalte Steine, die von lokalen Künstlern als Kühlschrankmagne- ten an Touristen verkauft werden.

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