REISEfieber I Frühjahr-Sommer 2022
- 24 - REISEfieber sich auch unser Jetlag zurück undwir beschließen, ins Hotel zu fahren. Edgar wartet bereits amvereinbartenTreffpunkt und wir steigen ein. Costa Ricas Schatzkammer ruft! Pünktlich um 5.30 Uhr sitzen wir in unseremVan und warten auf Edgar und Isaac, die wie immer ihre Hauptmahlzeit desTages einneh- men und erst zehnMinuten später unsereReisegruppe komplettieren. Wir sind gespannt auf das, was uns in den kommendenTagen erwar- tet, denn unser Programm ist gespickt mit einer Vielzahl von Aktivi- täten, die wir an den schönsten Orten des Landes genießen werden: Wandern, Kajaking undRafting imRegenwald, einAusflugmit einem Einbaum stromaufwärts zum indigenen Volk der Bribri sowie ein Kochkurs an der Karibikküste und Whalewatching an der Pazifik- küste warten auf uns. Wenn das alles nicht vielversprechend klingt! Also – nichts wie los! Edgar startet denMotor und gibt Gas. Schnell liegt San José hinter uns undwir fahren die Serpentinen hinauf in den Regenwald Costa Ricas, in dem sich unser Ziel, die Laguna de Río Cuarto, befindet. Der unbeschreibliche Anblick der Fauna ist kaum in Worte zu fassen. Wir fahren an Baumgiganten vorbei, die mehr als 300 Jahre alt seinmüssen. Imgesamten Land gibt es nicht weni- ger als 755 verschiedene Baumarten: Eukalyptusbaum, Teakbaum, Tabakbaum, Streichholzbaum, Panamabaum, Seemandelbaum, Brot- nussbaumoder der „Touristenbaum“, umnurwenige zu nennen. Isaac erklärt uns, dass dieser Baum scherzhaft so genannt wird, weil er – so wie die meistenTouristen, die sich den ersten Sonnenbrand geholt haben – seine Rinde abwirft und dann das extrem rote Holz zum Vorschein kommt.Wir fahren immer weiter hinauf in denRegenwald und erfahren von Isaac, dass es auf einemQuadratkilometer des nahe gelegenenMonteverde Nebelwalds mehr Baumarten gibt als in den gesamtenVereinigten Staaten vonAmerika. Und dass die tropischen Regenwälder CostaRicas bei einer Landfläche von nur sechs Prozent der weltweiten Landmasse sage und schreibe 40 Prozent des Sauer- stoffs auf derWelt produzieren.Wir kommen aus demStaunen nicht mehr heraus. Nach unzähligen Kurven und vorbei an tiefen Schlag- löchern erreichenwir die Lagune RíoCuarto, einen kleinen See vul- kanischen Ursprungs, der etwa einen Kilometer nordwestlich der Stadt Río Cuarto, der Hauptstadt des Kantons Río Cuarto in der Pro- vinz Alajuela, liegt. Kajaktour auf einem See inmitten des Regenwalds Bernie erwartet uns schon amUfer des Sees mit unsererAusrüstung und den Kajaks. Er paddelt voraus, wir folgen in einemZweierkajak und Isaac fährt uns hinterher. Es ist fantastisch, diese unberührte Natur vomWasser aus beobachten zu können:Wir paddeln an zahl- reichenWasserfällen, die denSee speisen, sowie an riesigen tropischen Bäumen und Pflanzen vorbei, sehenWarane, bunte Frösche undBrüll- affen, die sich hoch in den Baumkronen sitzend lautstark über unser Kommen beschweren. Bernie erklärt uns, dass die Lagune 34 Hektar umfasst und der See an der tiefsten Stelle 66 Meter misst. An der Ausstiegsstelle angekommen nehmen wir noch ein erfrischendes Bad im glasklarenWasser der Lagune und fahren anschließend zur Lodge von Bernie zum Mittagessen. Casado, der Geschmack Costa Ricas Die Lodge von Bernie liegt versteckt inmitten des Regenwalds in derNähe vonRíoCuarto.Wir sitzen in der offenenKüche und blicken in die unendlich erscheinende Weite des Regenwalds. Ein Tukan beobachtet uns neugierig auf einer nahe gelegenen Palme sitzend. Es gibt Casado, das traditionelle Gericht in Costa Rica. Diese sehr sättigende Mahlzeit besteht aus Reis, Bohnen und einer gebratenen süßenBanane. Streifen vomRind und vomSchwein sowie vomHuhn bilden die Hauptzutaten. Manchmal werden Kohl, Tomaten, Gurken und Gelbe Rüben sowie verschiedene Nudelsorten hinzugefügt. Was auf keinen Fall fehlen darf, ist die „Salsa Picante de la Casa“, denn durch diese, imbestenFall selbst gemachte Sauce kommt ordent- lich Schärfe ins Spiel. Es schmeckt einfach köstlich! ZumNachtisch werden frisch aufgeschnittene Papayas, Ananas und eine Wasser- melone sowie eine starker Espresso gereicht. So gestärkt verabschie- den wir uns herzlich von Bernie und seiner Frau Lucia und machen uns auf denWeg zur SelvaVerde Lodge, in der wir dieNacht verbrin- gen werden. Eine Lodge nahe des Jurassic Parks Die SelvaVerde Lodge liegt direkt an einem Fluss namens Sarapi- qui. Die Bungalows sind weitläufig verteilt undmit einemHolzsteg miteinander verbunden. Wir entscheiden uns natürlich für einen Bungalow ganz nah am Fluss, denn Wasser ist einfach unser Ele- ment. Nach einemkurzen Bad imPool sitze ichmit Sabina amUfer des Sarapiqui. Wir genießen den herrlichen Sonnenuntergang und vor allem die exotischen Stimmen und Geräusche, die aus dem Pri- märwald kommen, der auf der anderen Seite des Flusses beginnt und über eine Hängebrücke über den Fluss von der Lodge aus erreichbar ist. Nach demAbendessen steht noch ein sogenannter „Nightwalk“ auf demProgramm:Ausgerüstet mit Gummistiefeln und einer Stirn- lampe führt uns unser Guide Erik nach Sonnenuntergang über die schaukelnde Hängebrücke. Es ist bereits stockdunkel undwir errei- chen eine abgeschlossene massive Tür. „Willkommen im Jurassic Park“, sagt Erik, während er aufsperrt. „Es haben sich schon einige Gäste heillos in diesem Primärwald verirrt. Hier gibt es Bäume, die mehr als 300 Jahre alt sind, sowie allerhandTiere und Pflanzen, die schon seit Jahrtausenden hier leben.“Als wir dasTor passieren, muss ich denHut vor Sabina ziehen: Obwohl sie panischeAngst vor Schlan- gen hat, wagt sie sich trotz Dunkelheit in diesen Urwald. Erik erklärt uns denUnterschied zwischen denWäldern, die durch den Fluss von- einander getrennt sind: „Auf der Seite der Lodge finden wir den in den 70er-Jahren aufgeforsteten Sekundärwald. Die Regierung hatte damals beschlossen, sämtliche Rodungen sofort zu stoppen und bereits abgeholzteWälder wieder aufzuforsten. Wir stehen hingegen im Primärwald, der seit Hunderten von Jahren unberührt ist.“Wir marschieren los und nehmenSabina in dieMitte. Erik stoppt und zeigt mit seinerTaschenlampe auf einenwinzigen Frosch. „Das ist einRot- augenlaubfrosch, der wird nur wenige Zentimeter groß.“Wir bestau- nenwährend unserer kleinenExkursion faszinierendeTiere, die haupt- sächlich nachtaktiv sind: einen kleinen farbenfrohen Dingfrosch und eine gefährliche Kugelameise. „Wenn die zubeißt und das Gift wirkt, meint man, von einer Kugel getroffen worden zu sein. Es dauert 24 Stunden, bis die Schmerzen etwas nachlassen“, warnt Erik.Auch eine Schlange darf nicht fehlen! Erik leuchtet auf eine fadendicke Erz- spitznatter, die sich um ein Blatt windet. Sabina hält sich ausgezeich- net! Eine Stunde später gehen wir glücklich und zufrieden über die Hängebrücke wieder zurück zu unserem Bungalow. Das war eine Erfahrung der ganz besonderen Art!
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