REISEfieber I Frühjahr-Sommer 2022

- 30 - REISEfieber macht, etwas richtig gemacht zu haben und dafür gelobt zu werden. Undwenn sie nur eine Paprika schneiden, bringt ihnen das schon viel Selbstbewusstsein. Um die Kinder der umliegenden Dörfer imRah- men eines SchulprojektsmitmeinerKüche vertraut zumachen, benö- tige ich rund 4000 US-Dollar. Das kann ich mir leider nicht leisten. Ichhabe schonvor JahrendasGesundheitsministeriumumHilfe gebe- ten, werde aber immer wieder vertröstet.“Auch ein Partyservice mit mehr als 35 kreolischenGerichten aus der Karibik hält Doria und ihre Familie amLeben, erzählt sie uns weiter.Wir verabschieden uns mit einer herzlichen Umarmung und machen uns auf den Rückweg. Es ist still in EdgarsVan, denn uns hat Dorias Geschichte und ihr Her- zensprojekt bewegt. „Vielleicht kann ich ja in einer der nächstenAus- gaben oder auf unserer Webseite einen Spendenaufruf starten und so die 4000 US-Dollar sammeln“, überlege ich, während wir durch die dunkle Nacht fahren. Mit dem Einbaum zum indigenen Volk der Bribri Die Sonne lacht vomHimmel, als wollte sie sagen: „Heute erwar- tet euch ein ganz besondererTag!“Aber wie besonders er wird, ahnen wir noch nicht, als wir wiemittlerweile gewohnt um6Uhr in denVan steigen und losfahren. Unser Ziel ist ein Fluss namens Sixaola, der die Grenze zwischen Costa Rica und Panama markiert. Nach einer sehr holprigen Fahrt auf einer Lehmpiste mit Schlaglöchern so groß und tief wie Bombenkrater warten am vereinbarten Treffpunkt bereits Eric und Omar, zwei waschechte Bribris, die uns mit einemEinbaum flussaufwärts über starke Stromschnellen und sogar über kleineWas- serfälle zu einem Dorf namensYorkin bringen werden. Die Bribris sind ein kleines indigenesVolk inCosta Rica. Es gibt nur noch unge- fähr 5200 Bribris, die in Siedlungen verstreut inmitten des Urwalds Panamas undCostaRicas bis heute noch lebenwie vor Jahrhunderten. Allerdings hat dieModerne auch hier Einzug gehalten, aber die alten Traditionen und Bräuche werden akribisch gepflegt. Sabina, Isaac und ich zwängen uns in die obligatorischen Rettungs- westen und ein junges französisches Paar auf Hochzeitsreise ist auch mit von der Partie. Sie wollen in der Bribri-Siedlung in einem tradi- tionellenHaus übernachten. „Na, hoffentlich ist das nicht ihreHoch- zeitsnacht!“, sage ich zu Sabina. Omar stößt das circa fünf Meter lange und sehr schmale Boot, das mit einem starken Außenborder ausgerüstet ist, in die reißende Strömung des Sixaolas. Wir fahren ein kurzes Stück denGrenzfluss hinauf und biegen dann in einen Sei- tenarm ab. Omar und Eric sind ein perfektesTeam:Während Omar mit einem langen Stock bewaffnet imBug des Boots steht und Eric anzeigt, wo er hinsteuern soll, um die zahlreichen Untiefen des Flus- ses zu umfahren, lenkt Eric das Boot mit unglaublich viel Gefühl durch das manchmal nur wenige Zentimeter tiefe Wasser. Durch Heben und Senken des Außenborders verhindert er immer wieder, dass die Schraube in Kontakt mit dem steinigen Flussbett kommt. Trotzdem laufenwir immer wieder auf Grund und dann ist Omar mit seinemStockzur Stelle, umuns indennächsten, etwas tieferenBereich des Flusses zu schieben. Und wenn die Stromschnellen zu heftig sind oder dasWasser zu seicht ist, werden wir ans Ufer gebracht und müs- sen zu Fuß weiter, während die beiden Bribris den Einbaum strom- aufwärts ziehen. Wir fahren durch eine Märchenwelt aus riesigen PflanzenundBäumen, exotischenTierenundbizarrenFelsen, die durch die Kraft desWassers zumonumentalenStatuengeformtwurden.Am Ende der über zwei Stunden dauernden Fahrt sind wir so begeistert 2 1 3 4 1: Omar weist Eric, der den Außenborder steuert, den besten Weg durch die reißenden Stromschnellen. 2: Ab und zu stellt sich der Einbaum in der Strömung quer, dann ist Schwerstarbeit angesagt. 3: Die beeindruckende Fauna Costa Ricas kann man nur schwer in einem Bild festhal- ten. 4: Wenn es extrem seicht wird, ist Omar mit seiner Stange schnell zur Stelle.

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