REISEfieber I Frühjahr-Sommer 2022

5+6: Yannik erklärt uns, wie man Schokolade herstellt – zuerst werden die getrockneten Kakaobohnen geröstet, dann zerstoßen und durch eine Presse gedreht. Fertig! - 31 - REISEfieber 5 6 von der Knochenarbeit und demGeschick unserer beiden Bootsfüh- rer, dass wir spontan applaudieren, als wirYorquin erreichen.Weiter geht’s zu Fuß in der Gluthitze von 38 °Cmit gefühlten 100 Prozent Luftfeuchtigkeit durch den dichten Dschungel bis zum Haus von Omar, das auf einerAnhöhe liegt. Hier wartet schon sein SohnYannik auf uns, umuns auf Spanisch einen Einblick in das Leben, denGlau- ben und dieTraditionen der Bribris zu geben. ImGegensatz zu seinem Vater, der bis auf ein paar Brocken Spanisch nur die Sprache der Bri- bris spricht, konnteYannik Spanisch in der Schule lernen. Isaac über- setzt dann gleich für uns ins Deutsche. Eine Reise in die Vergangenheit „Die Sprache der Bribris gehört zumwestlichenZweig der Chibcha- Sprachen. Sie kannten ursprünglich keine Schrift, übernahmen aber von den Spaniern die Schriftzeichen. In der erstenHälfte des 20. Jahr- hunderts wurde von einemdeutschenMissionar sogar einWörterbuch von Bribri ins Deutsche veröffentlicht“, erzählt unsYannik. „In allen Stämmen sind dieMänner für die Jagd zuständig, während die Frau- en sich hauptsächlich um den Haushalt und die Kinder kümmern. Für die Jagdmüssen dieMänner täglich einRitual zur Reinigung ihrer Seele durchführen und zur Festlegung des Jagdgebiets wird ein Scha- mane befragt“, berichtet Yannik weiter. Er zeigt uns verschiedene Pflanzen, die im Garten wachsen: „Awá nennen wir unseren spiritu- ellen Führer. Er weiß um die Heilkraft aller Pflanzen und Kräuter, dieman hier imDschungel gegen verschiedene Krankheiten undVer- letzungen anwenden kann – und er kannExtrakte undSalben zur inne- ren und äußerenAnwendung aus ihnen gewinnen. Indigene Völker haben über viele Jahrhunderte von Mutter Natur gelernt. Es gibt Pflanzen, die zu medizinischen Zwecken verwendet werden – wie Carana, BigMan, Bitterblätter, Zitrusblätter, Jinocuabe oder Sorosi. Andere Pflanzen werden zumDuschen undWaschen von Kleidung verwendet oder auch, umeineArtWeihrauch herzustellen, der bei den Zeremonien zurAnwendung kommt.“ Gespannt hören wirYanniks Erzählungen zu und sind fasziniert davon, wie dieUreinwohner Costa Ricas es geschafft haben, ihre traditionelle Lebensweise und ihren Glaubenmit den Errungenschaften der Neuzeit derart perfekt in Ein- klang zu bringen. Selbstgemachte Schokolade zum Nachtisch YanniksMutter Ella verwöhnt unsmit einemhervorragendenCasa- do, das sie über offenemFeuer zubereitet hat. Danach fragt unsYan- nik, obwir die Nachspeise selbst herstellenmöchten. Es gibt Schoko- lademit 100ProzentKakaoanteil, die aus denSamenderKakaopflan- ze gewonnen wird. Na, da sind wir natürlich gleich dabei! Er führt uns zu einemgroßen Feld in der Nähe desHauses, auf demdie Pflan- zenwachsen. Mit seinerMachete schlägtYannik eine Frucht auf und zeigt uns die Samen, die glitschig sind und ziemlich bitter schmecken. Hinter demHaus befindet sich die „Schokoladenproduktionsstelle“, bestehend aus einer offenen Feuerstelle, über der die zuvor getrock- neten Samen in einer großen Pfanne geröstet werden, sowie einem großenTisch, auf dem die gerösteten Samen in einer großen Holz- schale mit einem runden Stein zerkleinert werden. Ein altertümlich anmutendes Gerät stellt sich als eineArt Presse heraus: Oben schüttet man die zerstoßenen Samen in eine Öffnung hinein und dann kurbelt man, bis die Schokolade auf ein Bananenblatt tropft. Die zähflüssige braune Masse hat einen unglaublich intensiven Geschmack.Yannik

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