REISEfieber I Frühjahr-Sommer 2022
- 38 - REISEfieber Der Pfad führt weiter steil hinauf und ist an vielen Stellenmit Moos bewachsen, was in Kombination mit der Nässe durch den Regen der letztenTage für enorme Rutschgefahr sorgt. DerWeg führt über Fel- sen, riesigeWurzeln und sogar durch Bäche, die sich ihrenWeg durch den Primärwald suchen und unseren Pfad kreuzen. Prinzessin II hat nur Slipper an und ichmache mir echt Sorgen, dass Isaac ausrutscht und den steilen Hang hinunterfällt. José teilt meine Sorge nicht und eilt in ungemindertemTempo den Berg hinauf. Es gibt Momente, da bereue ich so manches – in diesemMoment, dass ich zu Hause nicht konsequent trainiert habe. Das „süße Leben“ lockt einfach zu sehr und wenn ich mich zwischen einer frischen Maß Bier im Biergarten mit meinen Spetzln oder Lauftraining entscheiden muss ... Meine Oberschenkel beginnen langsam zu brennen, mein Puls ist gefühlt bei über 200 und mein tonnenschwerer Rucksack, den ich den steilen Pfad hinaufschleppenmuss, gibt mir den Rest. Zu allemÜbel beginnt es zu regnen und imNu sind wir pitschnass. Unbeirrt hetzt José den Berg hinauf. Aber wenigstens wartet er ab und zu mit ungeduldigem Blick und leichtem Kopfschütteln auf uns drei „Loser“. So können wir uns wenigstens imNebelwald nicht verlaufen.Auf unsere Frage, wie viele Kilometer unsere, als leicht bis mittelschwer angekündigte Wanderung denn noch dauert, erhalten wir immer dieselbeAntwort: „Noch ein paar Kilometer.“ José ist ein wahrer Motivationskünstler! Aber wir geben nicht auf und kämpfen uns bis zum Ende desTrails durch – es bleibt uns auch gar nichts anderes übrig, denn es wird lang- sam, aber sicher dunkel. Gott sei Dank verläuft derWeg gegen Ende nicht mehr so steil bergauf, da wir nun das tiefeTal, aus demwir ge- startet sind, hinaufgewandert sind. Nach weiteren 20Minuten wird der Trail endlich auch breiter und führt uns langsam aus dem sich zunehmend lichtenden Dickicht des Nebelwalds heraus. Wir sehen eine kleine Brücke, nach der eine geteerte Straße beginnt, und in die- sem Moment wissen wir, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Spontan umarmt uns Isaac und schreit: „PuraVida!“ Ganz normal in Costa Rica: „Wenn man sich gemeinsam durch eine harte Zeit gekämpft hat und diese Herausforderung gemeistert hat, ist die Freu- de, die man zusammen spürt, immens und die positiven Emotionen 2 1 3 4 5 1+2: Die Trogon-Lodge liegt in einem kleinen Tal mitten im Nebelwald am Fluss Savegre inmitten unberührter Natur. 3: „Prinzessin II“ auf unserer Trekkingtour durch denNebelwald von Savegre. 4: Das kleine Bergdorf Santa Maria de Dota ist weltweit für vorzüglichen Hochland- kaffee bekannt. 5: Wir wandern an faszinierenden Baum- riesen vorbei, die einige Hundert Jahre alt sein müssen.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy OTA2MzQ=