REISEfieber Herbst und Winter 01/2023

- 150 - REISEfieber meinen Traumjob gefunden“, plaudert er aus dem Nähkäst- chen. Gerard führt heute den Konvoi an und bei seinen Kom- mentaren zu Flora und Fauna spitzen alle die Ohren: „Da oben auf dem Baum seht ihr einen afrikanischen Fischadler. Zu er- kennen ist er an seiner weißen Brust. Auf drei Uhr beimWasser- loch seht ihr einen Marabu, einen Sattelstorch und sogar einen ausgewachsenen Sekretär. Mit seinen knöchernen Stelzen- beinen entwickelt er eine enorme Schnellkraft und erlegt mit ge- zielten Kicks vorwiegend Schlangen, seine Lieblingsnahrung.“ Mit diesem Livekommentar zirkeln wir zwischen Schlaglöchern durch dieses Wildparadies. An einemWasserloch können wir eine Elefantenherde bei der Körperpflege beobachten. Elefan- tenbullen gönnen sich eine ausgiebige Rüsseldusche. Babyele- fanten unternehmen erste tapsige Schwimmversuche und suhlen sich mit Vorliebe und ausgiebig im Schlamm. Die Elefantenkühe umsorgen die Kleinen sehr aufmerksam und schubsen sie wieder in Richtung Böschung, wenn sie in tiefere Gewässer abdriften. Nach der Wäsche gibt es noch ein ausgiebiges Sandbad – so- zusagen das Antiinsektenmittel der Dickhäuter. Wir passieren ein paar Landstriche, in denen die Bäume arg zer- saust aussehen. „In KAZA und vor allem hier im Hwange leben an die 300 000 Elefanten, gut zwei Drittel aller afrikanischen Elefanten. Die Tiere mit einemGewicht zwischen fünf und zehn Tonnen benötigen täglich 200 Kilogramm Pflanzennahrung. Diese gewaltige Überpopulation stellt mit ihrem immensen Hun- ger eine ernsthafte Gefahr für das ökologische Gleichgewicht dar“, gibt Gerard zu bedenken. „Experten denken schon wieder über eine Aufhebung des Jagdverbots oder auch über eine Art Antibabypille nach, um die Bestände zu regulieren.“ Bei Dämmerung erreichen wir das befestigte Deteema-Springs- Camp. Die meisten Teilnehmer stellen imNu ihre stabilen Zelte und bequemen Feldbetten auf. Der Rest darf „glampen“. Alle Achtung: Die Panoramazelte auf erhöhten Holzterrassen sind mondän eingerichtet und verfügen sogar über luxuriöse Ba- dezimmer. Das offen gehaltene Hauptdeck mit Restaurant und top sortierter Bar gibt einen umwerfenden Blick auf die Sa- vanne und das naheWasserloch frei. Und während die Holz- kohle für das „Braai“, den traditionellen afrikanischenGrillabend, angefeuert wird, genießen wir bei einem doppelten Gin Tonic ein tierisches Feierabendtheater: Eine Herde Büffel folgt einer Gruppe Elefanten ans Wasserloch. Schon schlägt eine Horde Paviane in den nahen Baumriesen Alarm, weil ein Rudel Löwen plötzlich aus der Deckung auftaucht. Die Großkatzen warten geduldig, bis die Elefanten das Wasserloch freigeben. In die- sen Breiten fällt die Sonne im Nu hinter dem Horizont hinunter. Ratzfatz ist es stockfinster. Doch Dag Rogge hat ein paar Nacht- sichtgeräte dabei, mit denen wir die Löwen trotz der Dunkelheit nochweiter beobachten können. Über eineApp lassen sich sogar Schnappschüsse auf das Smartphone überspielen – ein Hoch auf die Technik. Die Kakofonie der Affenbande verstummt allmäh- lich, weil das Löwenmännchen seinen sonoren Bass erschallen lässt. Der Rudelboss brüllt, dass es uns spätnachts – trotz einer ge- pflegten Dosis Gin Tonic – immer noch die Nackenhaare auf- stellt. Von Hwange zum Elephant-Sands-Camp Über 251 Kilometer führt uns diese Etappe in acht Stunden mit einemGefälle von 80 Prozent offroad zum nächsten Camp. Ob- wohl die Sonne strahlt, ist die Wettervorhersage wankelmütig. 1: Ein Lagerfeuer wärmt, beschert prima Grillgut und hebt die Stimmung – allabendliche Pflicht in KAZA. 2: Wann immer wir durch ein Dorf fahren, werden wir von den Kin- dern begeistert empfangen. 3. Nach einem Regenschauer schlägt unser Offroadherz höher. 4: Ordnung muss sein: Die Grenzkontrolle nach Botswana mitten im Busch wird bürokratisch sauber abgewickelt. 2 1 4 3

RkJQdWJsaXNoZXIy OTA2MzQ=