REISEfieber Herbst und Winter 01/2023
- 152 - REISEfieber Heute haben wir zwei Optionen. Möglichkeit eins ist die normale Piste mit einem Leckerbissen für hartgesottene Offroader, die so- genannte Hunter’s Road, mit steinig, stufigemGelände, schwer zu kalkulierenden Bachläufen, wo vielleicht auch mal die Seil- winde ran muss. Reifenprobleme sind hier an der Tagesordnung und das Durchkommen ist stark wetterabhängig. „Zu Beginn der Regenzeit sind Prognosen ohnehin sehr schwierig“, meint Stefan Auer aus dem österreichischenMontafon. Stefan gewann 1997 die „ Camel Trophy “ in der Mongolei. Seitdem ist er als Senior- Instructor mit von der Partie. Die Fraktion der jungen Wilden schreit nach Action und entscheidet sich für die Hunter's Road, die im besten Fall in vier Stunden und imWorst-Case-Szenario schier unmöglich zu bezwingen ist. Die eher genussorientierten Offroader entscheiden sich für die zweite Option, denn sie wollen lieber etwas früher im Elephant- Sands-Camp sein, um dort die Elefanten aus nächster Nähe be- obachten zu können. Wir fahren kaum eine Stunde Richtung Nordosten, als sich der Himmel urplötzlich schwarz verfärbt und eine Sintflut losbricht. Im Stakkato der Scheibenwischer ist die „normale“ Savannenpiste bereits ein heftiges Unterfangen, die uns jede Menge Konzentration abverlangt. Erst kurz vor der Grenze zu Botswana beruhigt sich der Wolkenbruch etwas. Grenzübertritte in Afrika sind häufig ein heikles und zeitrau- bendes Unterfangen, aber dank des KAZA-Abkommens und der akribischen Vorbereitung des „ LET “ -Teams könnenwir dieGrenze relativ schnell hinter uns lassen. Artig präsentieren wir unsere Papiere. Danach stapfen wir alle durch ein kleines Becken mit einer zweifelhaften Brühe zur Desinfizierung der Schuhe. Eine besonders eifrige Inspektorin lässt uns auch noch weitere Schuhe aus den Untiefen des Laderaums kramen, um diese ebenso che- misch zu behandeln. Auch die Autos müssen durch eineWanne mit der Desinfektionssuppe fahren. Schon geht der Schlagbaum nach oben. Elefanten und Antilopen stehen Spalier Die letzten 60 Kilometer legen wir auf der asphaltierten Haupt- straße zurück. Kurioserweise stehen Dutzende Elefanten, jede Menge Antilopen und auchWarzenschweine am Straßenrand. Es dämmert bereits, als wir das Elephant-Sands-Camp erreichen. Normalerweise tummeln sich die Dickhäuter hier in Scharen. Heute steht nur ein besonders mächtiger alter Bulle mit im Kampf abgebrochenen Stoßzähnen mitten imCamp und posiert für die Kameras. Im Licht der Scheinwerfer und Stirnlampen tanken wir als Erstes unsere Autos. Es gibt keine Zapfsäule – mithilfe einer Handpumpe befördern wir den Diesel direkt aus Fässern in die Tanks. Zwei Stunden später trifft Gruppe zwei von der Hunter's Road ein. Sie mussten nach Reifenpannen umkehren, weil die Piste imNu zum Sturzbach wurde. Ein Kameramann flucht leise vor sich hin, denn er hat seine GoPro-Reifenkamera mit tollem Filmmaterial in der Aufregung verloren. Das Braai und der obligatorische Gin Tonic hellen unsere Laune wieder auf. Die Gruppe Bagaka Ba Koma führt nach dem Essen noch spannende Tänze mit Gesang und rhythmischemKlatschen auf. Es geht um Jagdszenen und Brautwerbung. Die Künstler von der ethnischen Gruppe der Bakalaka singen in den Sprachen Setswana und Sekalaka mit vielen Klicklauten. Danach hält Herr Tafa Tafa vom TourismusministeriumBotswana, der extra vonGa- borone angereist ist, um uns herzlich willkommen zu heißen, eine fabelhafte Rede in blendendem Englisch. Wir sind beein- Viele abgelegene Orte auf unserer Tour sind sonst nur mit dem Buschflugzeug zu erreichen.
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