REISEfieber Herbst und Winter 01/2023
- 154 - REISEfieber druckt, fallen aber trotzdem bald in unser bequemes Bett, wäh- rend in der Nacht Regentropfen lautstark auf die Zeltdächer trommeln. U nterwegs zu den Khwai Safari Grounds Diese anstrengende Tour über 307 Kilometer führt uns vom Elephant-Sands-Camp in ungefähr acht Stunden mit einemGe- fälle von 100 Prozent offroad zum Khwai Safari Ground. Früh amMorgen ist der Regenspuk vorbei und der seit vielenWochen ausgetrocknete Boden ist imNu wieder strohtrocken. Die Sonne brennt vom Firmament herunter. Der Blick auf die Karte und das GPS machen es amtlich: Von der Abzweigung an der Haupt- straße geht es schnurstracks westwärts. Das Grinsen vonHenning Lüke ist noch nicht aus seinemGesicht verschwunden, da knistert es wieder imÄther. „Tiefes Schlagloch rechts.“ Und kurz darauf: „Angespülte Äste links umfahren.“ Der Konvoi lauscht den wich- tigen Ansagen des ersten Fahrzeugs. Nach gut der Hälfte der Strecke ragt mitten in der Piste ein Baobab-Gigant aus dem Erd- reich. Der Baummuss weit über 1000 Jahre alt sein. Die „Cutline“ fungiert eigentlich als Brandschneise, soll also im Katastrophen- fall das Überspringen vonWaldbränden verhindern, aber schein- bar haben es die Inspektoren nicht übers Herz gebracht, diesen monumentalen Zeitzeugen zu fällen. Im Schatten des Giganten machen wir Pause. Der zu einer mobilen Küche umgebaute Land Rover fährt vor und wirft die eingebauten Kaffeemaschinen an. Es gibt Sandwiches und Cookies – mitten auf der breiten Straße im Niemandsland, direkt unter den mächtigen Ästen des Ehr- furcht einflößenden Baobabs. David Livingstone berichtete sei- nerzeit bereits von Baobabs, in deren hohlen Stämmen 20 bis 30 Leute hausten. Die Bäume wurden sogar schon als Postschal- ter, Gefängnisse und Buschpubs genutzt. Kaum haben wir uns die letzten Brösel aus denMundwinkeln gewischt, formieren sich in der Mittagshitze wieder apokalyptischeWolken. Sie besche- ren uns aus demNichts einen infernalischen Regenschauer. Im Nu wird die Piste wieder zu einem teigigen Schlammbad. Jetzt können die Land Rover wieder zeigen, was sie draufhaben. Die 306 PS starken Drei-Liter-Turbodiesel wühlen sich mit einem irren Drehmoment aus dem knietiefen Schlamm. Ein unter der temporären Wasseroberfläche verkeilter Ast zwingt uns zu einem Reifenwechsel im strömenden Regen. Das ganze Team packt sofort mit an. Schon donnert es direkt über uns ohrenbe- täubend, als Blitze durch das bedrohliche Schwarzgrau über uns zucken. Kaum legt der Konvoi wieder los, geleitet eine riesige Elefantenkuh ihr Kleines über die „Cutline“. Mit lautem Tröten und aufgeklappten Ohren macht sie uns unmissverständlich klar, dass sie uns allesamt von der Piste rammt, wenn wir auf die Vor- fahrt bestehen. Nach weiteren 50 Kilometern ist diese Wetter- kapriole auch wieder Geschichte. Schon schlucken wir wieder den Staub der voranfahrenden Fahrzeuge. Nach 180 Kilometern – ohne jeglichen Gegenverkehr – zweigt die Piste nach Norden auf eine Urwaldstraße mit grandiosen Bodenwellen zum Ab- heben ab. Die Bewaldung wird wieder üppiger. Nahe einer Streusiedlung der Babukahwe tummeln sich Hippos und Kroko- dile am Fluss. Zum Finale schlängelt sich eine gerade mal achs- breite, tief ausgefahrene Piste wild durch den dichtenWald. Die Sonne ist längst zurück und taucht die Ausläufer des Okavango- Deltas in ein magisch-goldenes Licht. Über Funk hören wir, dass sich die Fahrzeuge vor demCamp stauen. Instruktor „XY“ – der Name bleibt geheim – meint: „Ja, dann wollen wir uns nicht 1: Der Werkzeugwagen ist gut ausgestattet und unser Chefmechaniker Matheusz Perkuhn und Dag Rogge ver- fügen über das nötige Know-how. 2: Die Landrover eignen sich ausgezeichnet als Zugmaschine für das Sandboarding auf der Piste. 3: Gruppenbild vor der „Painted Dog Conser- vation“ in Dete. 4: Die Elefantenherden im Hwange-Natio- nalpark würden wir am liebsten stundenlang beobachten. 2 1 4 3
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