REISEfieber Herbst und Winter 01/2023
- 42 - REISEfieber gründet – heute stehen gut 20 sortenreine Grappas und ver- schiedene Obstbrände auf seiner Verkaufsliste. Seine Schnäpse zu verkosten und dabei das gepflegte mittelalterliche Haus zu bewundern, das ist schon einen Stoppwert. Aber auch die Kultur kommt in diesem winzigen Ort zu ihrem Recht, denn hier steht eine der schönsten Barockkirchen Südtirols, die neben dem far- benprächtigen Hochaltar auch über ein romanisches Taufbecken verfügt. Und in der Friedhofskapelle gleich nebenan sind spät- gotische Fresken mit Szenen aus demAlten Testament zu sehen. Das Dorf Tirol Nun ist es nur mehr ein Katzensprung nach Meran, doch die geschichtsträchtigen Pfade führen uns nach Dorf Tirol. Etwas abseits vom Zentrum steht das Schloss, das vielmehr einer mit- telalterlichen Trutzburg gleicht und als Heimat der mächtigenGra- fen von Tirol gilt. Sehenswert sind die romanischen Portale des Palas mit ihren Fabelwesen und die Burgkapelle, die von einer gewaltigen Kreuzigungsszene beherrscht wird. Im 14. Jahrhun- dert wurde der Regierungssitz zunächst auf die Zenoburg und später nach Innsbruck verlegt. Das Schloss Tirol geriet in Verges- senheit, heute ist es das Landesmuseum für Kulturgeschichte und auf vier Stockwerken wird die interessante Geschichte Tirols erzählt. Meran von oben Natürlich ist Meran immer eine Versuchung wert, gar zu char- mant sind die Anwesen der Gründerzeit in Obermais, die mit- telalterlichen Lauben in der Altstadt oder die Spazierwege entlang der Passer. Für die kontrastreiche Umgebung bleibt oft- mals keine Zeit, dabei sind die Hochplateaus imweiteren Dunst- kreis von Meran zweifellos ein Kennenlernen wert. Ein guter Beginn wäre die Fragsburg oberhalb der Stadt. Die Außenmau- ern dicht mit Efeu bewachsen begeistert das ehemalige Jagd- schlösschen mit der Gourmetküche des Sarntalers Egon Heiss, dessen Kreationen man auf der Terrasse mit Blick auf Meran und seine Umgebung genießen kann. Unten im Tal blüht es üppig und hier auf über 1000 Metern Höhe blickt man auf Almen mit großen robusten Lärchen. Es ist die Region des Tschögglbergs, die Heimat der bildhübschen Haflingerpferde mit den blonden Mähnen und es ist vor allem eine sehr beliebte Gegend zum Wandern, Radfahren und Reiten. Entlang dieser Hochfläche mit ihrenNadelwäldern – wobei viele Lärchen vereinzelt stehen und der Landschaft oftmals ein bizarres Aussehen verleihen – gelangt man nach Mölten, ebenfalls eine Hochburg der Haflinger. Hier entstand im Jahr 1904 die erste Genossenschaft für die Zucht dieser Pferde. Viel bekannter ist allerdings die Sektkellerei Arunda, die im Jahr 1979 von Josef Reiterer gegründet wurde. Er ist über- zeugt, diese ungewöhnliche Höhenlage komme der Reifung in der Flasche zugute und der Erfolg gibt ihm Recht. Rund 70 000 Flaschen werden hier jedes Jahr produziert. Terlans herrlicher Weißwein Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis hinunter ins Etschtal und das Ziel heißt Terlan. Inmitten von Weinbergen und Obst- plantagen liegt dieser Ort, der schon im Mittelalter durch den Abbau von Silber bekannt wurde. Heute sind es vorwiegend die Gaumenfreuden wie der Margarete-Spargel im April und Mai und natürlich die herrlichenWeine. Doch bevor man sich in der Kellerei von Terlan verführen lässt, ist eine Besichtigung der go- 1: Herrlicher Blick von Tall auf Dorf Tirol und Meran. 2: In der Brunnenburg unterhalb von Schloss Tirol befindet sich ein Landwirtschaftsmuseum. 3: Blick auf den Turm der Kirche St.Nikolaus in Meran. 4: DemWeißweinkenner ist es schon längst klar: Die besten Weißweinlagen Südtirols befinden sich über Terlan. 2 1 4 3
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