REISEfieber Herbst und Winter 01/2023
- 44 - REISEfieber tischen Pfarrkirche ein absolutes Muss. Allein schon der impo- sante Kirchturm zieht alle Blicke auf sich, noch mehr sind aber dieWandfresken im Inneren ein Verweilen wert. Es ist das größte zusammenhängendeWerk der Bozner Schule mit Szenen aus demMarienleben, während im Seitenschiff die Marienkrönung aus Sandstein zu bewundern ist. Dann sind es nur wenige Minuten zur Kellerei von Terlan. Im Jahr 1893 als Genossenschaft gegründet liegt das Geheimnis dieser außergewöhnlichen Weine in der Natur, die diese Ge- gend mit einem Boden von Quarzporphyr beschenkt. Mit dem Erfolg wurde eine Vergrößerung notwendig und beim Bau des neuen Kellers im Jahr 2009 nutzte man diese Laune der Natur: Nun lagern dieWeine von Terlan in einer Umgebung von Por- phyrplatten, die auf die Betonwände gedübelt wurden. Seit dem Jahr 2002 heißt der Kellermeister Rudi Kofler, er ist der Dirigent über 1,5Millionen Flaschen, wobei 70 Prozent davon aufWeiß- weine entfallen – darunter der SauvignonWinkl oder der Super- star Quarz. Dann geht es ans andere Ufer der Etsch über Andrian nachNals, einem weiteren Mekka eleganter Weine. Kein Wunder – liegt doch gleich nebenan die Schwanburg, die einst älteste Privat- kellerei Südtirols. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde dieser präch- tige Ansitz mit Weinhof und Keller gebaut. Heute wird dort kein Wein mehr produziert und das Anwesen ist nur noch von außen zu besichtigen. Ganz anders dagegen die Kellerei Nals Mar- greid, die allein schon wegen der zeitgenössischen Architektur der Kellerei einen Besuch lohnt. Eine übergroße, von demMe- raner Architekten Markus Scherer entworfene Weinkiste steht imMittelpunkt. Hier ist der Barriquekeller und mit der „Vinothek 1764“ auch derWeinverkauf untergebracht. Das Datum „1764“ bezieht sich auf das Gründungsjahr desWeinhofs. Als „Schman- kerl“ ist ein Stück des ursprünglichen Kopfsteinpflasters ausgestellt. Ein Aushängeschild der Kellerei ist derWeißburgunder Sirmian. Ganz anders als auf der Hochfläche der anderen Etschseite tin- gelt man hier durch eine sanfte Landschaft von Obst undWein, vorbei an mittelalterlichen Städtchen wie Prissian und Tisens. Sollte es geradeMittagszeit sein und sich etwas Hunger bemerk- bar machen, ist ein Stopp bei AnnaMatscher und ihremGasthof zum Löwen in Tisens eine hervorragende Idee. Es ist einfach ein ganz besonderes Erlebnis, in dem elegant-rustikalen Restaurant zu sitzen, umgeben von den dicken Mauern eines ehemaligen Bauernhauses, und dazu die sehr feine Küche einer der wenigen weiblichen Koryphäen an den Südtiroler Herden zu genießen. Der Gasthof zum Löwen ist eine Institution, in sich selbst ruhend und immer unaufgeregt gut. Das Tal ohne Ausgang Es geht weiter auf der Suche nach Kontrasten und bei Lana bie- gen wir ab ins Ultental. Eine Region, in der die Zeit etwas stehen geblieben zu sein scheint. Daher gilt es als eines der ursprüng- lichsten Täler Südtirols. Was heute ein Segen ist, war früher ein großer Nachteil: Das Ultental hat keinen Ausgang, also auch keinerlei Transitverkehr. Ganze 35 Kilometer Almen, kleine Bau- erndörfer mit schindelgedeckten Häusern, Stauseen und hinrei- ßende Ausblicke auf die Gletscher der Ortlergruppe warten hier auf die Besucher. Auf der kurvigen Straße herrscht eigentlich nur lokaler Verkehr. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es nur Saumpfade, erst im Jahr 1902 wurde eine schmale Straße bis zum Ende des Tals gebaut. Von Lana aus muss das Tal in vielen 1: Die Lese der Sauvignontrauben ist meistens harte Hand- arbeit. 2: Weltberühmt sind die Weine von Rudi Kofler, dem Kellermeister der Kellerei Terlan. 3: Mitten in Lana lädt das Gasthaus Reichhalter zu kulinarischen Hochgenüs- sen ein. 4: Anna Matscher ist eine der wenigen Köchinnen in Südtirol, die mit einem Michelin-Stern dekoriert sind. 2 1 4 3
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