REISEfieber Herbst und Winter 01/2023

- 62 - REISEfieber genieren. Es gibt etliche Radtouristen, die hier einkehren oder logieren, erfährt man an der Rezeption. Außerdem gehören das nahe Schloss Gabelhofen und das Steirerschlössl in Zeltweg ebenfalls zum sehr dekorativen Sortiment der Tauroa-Gastro- gruppe aus dem Hause Mateschitz. Ein Kaffee und eine Mehl- speise darf es dann schon sein. So nobel wird es dann bis Graz nicht mehr. Der Radweg verläuft weiter über Knittelfeld bis Leoben, wo dieMur einige Kurven einlegt und unsere Tagesetappe endet. Weiter nach Süden bis Graz Weiter geht es am nächstenMorgen nach Bruck an der Mur, wo der Radweg mit dem Fluss einen weiten Rechtsbogen macht und Richtung Süden zieht.Wir tauchen jetzt wieder ins Landleben ein und haben noch gut 50 Kilometer bis Graz. Unterwegs gönnen wir uns in Pernegg einen Abstecher zur Bärenklamm ins Wirts- haus Ritschi, einemoffensichtlich gefragten Lokal in Radlerkreisen, da es hier eine außergewöhnlich gute steirische Brettljause gibt. Kurz vor Frohnleiten passiert dieMur die große Kartonfabrik von Mayr-Melnhof. Der Radweg führt vorbei an Frohnleiten und hält sich amWestufer immer in Richtung Süden. Auf der anderen Ufer- seite schimmert hinter den Bäumen das Schloss Neu-Pfannberg, der Familiensitz des Hauses Mayr-Melnhof. Mit der ländlichen Idylle ist es hinter Deutschfeistritz leider vorbei. Langsam breitet sich die Grazer Vorstadt mit großen verschachteltenWohnanla- gen, mit Gewerbegebieten und Schrebergärten aus. Ein kurio- ser Blickfänger ist amWestufer der Grazer Kalvarienberg, eine Nachbildung des Golgotahügels von Jerusalemmit den berühm- ten drei Kreuzen. Auf demMurradweg kommt auch immer mehr Verkehr auf, denn auch Spaziergänger und Jogger lieben offen- sichtlich diesen Weg. Links erkennt man bald den Schlossberg und dann ist das Zentrum nicht mehr weit: der Hauptplatz mit dem Rathaus, der Erzherzog-Johann-Statue und einer Armada anWürstlständen – steirische Lebensart als Kulisse für den Ziel- einlauf. Graz ist schließlich die europäische Kulturhauptstadt von 2003, hat also diesbezüglich viel zu bieten. Man sollte sich also Zeit für einen Ausflug hinauf auf den Schlossberg nehmen, den man wegen der steilen Straße mit gut 120 Höhenmetern besser zu Fuß, mit der Schlossbergbahn oder mit dem Lift er- klimmt. Hier wurde übrigens schon vor gut 1000 Jahren eine Burg gebaut. Oben steht unübersehbar der Uhrenturm, das Grazer Wahrzeichen. Von hier aus genießenwir eine grandiose Aussicht auf die Stadt samt Umgebung. Unten im Zentrum ist das Kunst- haus mit seiner modernen Architektur samt dicken Bullaugen ein absoluter Blickfang. Entstanden ist dieses Museum für zeitgenös- sische Kunst bereits im Jahr 2003. Und wenn wir schon bei der Avantgardearchitektur sind, dann darf die Murinsel nicht über- sehen werden. Der amerikanische Künstler Vito Acconci hat sie entworfen. Die Insel scheint auf der Mur zu schwimmen und ein Bindeglied zwischen Stadt und Fluss zu sein. Drinnen kann man sich bei Kaffee oder Cocktails von der ungewöhnlichen Perspek- tive begeistern lassen. Dass man beim Rundgang durch die Stadt wieder auf Erzherzog Johann trifft, ist kein Zufall. Er ist in der Steiermark wohl die bedeutendste historische Persönlichkeit. Der Erzherzog lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1859 in Graz und setzte sich für die Bedürfnisse der einfachen Menschen ein. Das im Renaissancestil gebaute Grazer Landhaus gehört zu den wichtigsten historischen Bauten der Stadt. Nebenan im Lan- deszeughaus gibt es eine umfangreiche Sammlung an Rüstungen. Für eine erste Einkehr auf klassische Grazer Art würden sich der 1: Blick auf die Rennstrecke mit der Boxengasse am „Red Bull Ring“ in Spielberg. 2: Schloss Gabelhofen ist eines der zahlreichen Luxushotels, das zum Red-Bull-Imperium ge- hört. 3: Das Kunsthaus auf der Mur ist das ungewöhnlichste, aber sicherlich auch eines der bekanntesten Bauwerke in Graz. 4: Einen abendlichen Spaziergang durch die ver- winkeltenGassen der Grazer Altstadt sollteman sich auf kei- nen Fall entgehen lassen. 2 1 4 3

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